Der dritte Advent steht vor der Tür und gefühlt wird alles immer schneller und will noch gemacht oder besorgt werden. Entscheide dich, gerade jetzt eine „Weihnachtsschnecke“ zu sein! Denn langsamer, ist schneller.

Ich war schon fast am Weggehen zu unserer Weihnachtsfeier und plötzlich fällt mir ein „Ich muss noch schnell meine Nägel lackieren.“ Lebenswichtig! Am besten schon mit angezogenem Mantel, dann können sie im Weggehen trocknen und ich bin schneller. Doch plötzlich die Whats App Nachricht von meiner Tochter: „Die U2 hat eine Störung!“

Mein Gehirn arbeitet auf Hochtouren:“Oje, was mache ich jetzt? Mit dem Auto fahren und dann morgen holen oder doch gleich mit dem Taxi? Taxi rufen, nein dauert zu lange. Wo ist der nächste Taxi Stellplatz, noch besser – Taxi direkt aufhalten, das geht am schnellsten. Nein, ich nehme doch den Autoschlüssel mit, ich schau mal, ob die U-Bahn schon wieder fährt, und entscheide dann. Ich kann doch als Chefin nicht zu spät kommen! Was kann ich dafür, wenn die U-2 eine Störung hat? Warum musste ich mir auch meine Nägel noch lackieren! Autoschlüssel vorsichtig einstecken. Vorsichtig! Meine frischlackierten Nägel sind noch nicht ganz trocken!!! Ich lass mir doch Acrylnägel machen, dann habe ich diese Probleme mit dem Lackieren nicht oder vielleicht Shellac?“

Handy klingelt – meine Tochter: „Wo bist du? U2 fährt wieder!“ Ach ja gut, Wohnungsschlüssel einstecken, schnell loslaufen. Alles gut, genug Zeit! Am Weg zur U-Bahn plötzlich:

Das Sackerl mit den Weihnachtsgeschenken! Oh, Nein! Ich habe es im Vorzimmer stehen gelassen!

Fluchen, zurücklaufen. Aufsperren, der erste Nagel ist im A….., Weihnachtssackerl packen, losrennen! Nochmals fluchen, laufen, spüren, wie mir immer heißer wird, die Stöckelschuhe sind auch nicht zum Laufen gedacht! Handy klingelt wieder. Nein, ich geh jetzt nicht mehr ran. U-Bahn fährt mir genau vor der Nase davon. War eh klar, oder? Doch ich habe meine Weihnachtsgeschenke mit! Warum hat mich meine Tochter auch mit der Nachricht, dass U2 eine Störung hat, so gestresst! Hat sie das? Nein ich habe mich stressen lassen. Ich wollte ja nur meine Nägel noch lackieren…..

Ist das noch normal? Ja der normale Wahnsinn!

„Nina, Hallo Nina, steig vom Gas!“ Höre ich eine innere Stimme! Ja ich rede mir selbst! In diesen Situationen brauche ich eine kompetente Ansprechperson, die mich versteht!

Durchatmen, Mundwinkel nach oben ziehen, nochmals tief einatmen und Mundwinkel noch weiter nach oben ziehen, einmal geht noch und langsam spüre ich es, wie sich mein Körper beruhigt. Lächeln, da steht auch schon meine Tochter am Bahnsteig der U2, ich lächle sie an, wir plaudern, wir lachen zusammen und ich kann direkt spüren, wie mein Adrenalin Spiegel sinkt. Meine Glückshormone werden zur Mehrheit. Mit einer Minute Verspätung sind wir am vereinbarten Treffpunkt.

Hätte mein Gehirn nicht so viele Gedanken geschossen und nicht so gefeuert, dann wäre das Weihnachtssackerl gleich mitgekommen…Selbst gemacht diese Hetzte, selbst produzierter Stress! Zur Verteidigung unseres Gehirns, es reagiert so, weil es uns beschützen will und im Moment unwichtige Dinge ausblendet, zuerst die Lösung für „Wie komme ich dort hin“. Die Eingebung des vergessenen Weihnachtssackerl kam etwas später, mein Körper war zu schnell unterwegs.

Diese Vorweihnachtszeit, diese ruhige, besinnliche Zeit lässt sie dich auch immer wieder schnell in die Hetze laufen?

Gefühlsmäßig rast die Zeit dahin, doch die Zeit vergeht genauso schnell wie immer. Nur wir packen uns vielleicht zu viel rein oder lassen uns von unserer Umgebung unter Druck setzten. Lassen uns von Unruhe anstecken. Auch bei mir ploppt es gelegentlich auf, was denn noch alles zu tun ist und ein leises Gefühl schleicht sich ein: Geht sich das noch alles aus?

Nach dieser Weihnachtssackerl, Nagellack Geschichte übe ich mich ganz bewusst darin, aus dem Teufelskreis auszusteigen, und unterbreche mit lachen oder mit einem gemütlichen Kaffee diese Schnelligkeit. Ich habe schon einmal über die Langsamkeit geschrieben, jetzt ist es wieder sehr aktuell, du kannst es hier nachlesen.

Wann hast du dir jetzt in der Vorweihnachtszeit ganz bewusst ein paar Minuten Zeit für dich genommen?

Und irgendwie ist der Weihnachtsstress auch Pflicht? Hast du schon die Erfahrung gemacht, dass du schief angeschaut wirst, wenn du in der Weihnachtszeit wirklich entspannt bist?

Mein Geheimnis ist nun, Orte, wo zu viel Trubel ist zu meiden. Und ich treffe mich wirklich nur mit Leuten, mit denen ich Spaß habe und lachen kann. Die Tage sind nicht sehr lange hell, das kostet dem Körper Energie und zusätzliche Energieräuber brauchst du in diesen kurzen Tagen schon gar nicht. Doch vor allem nimm dir Zeit, mit etwas mehr Langsamkeit kommst du schneller voran, wie schon das Märchen von Till Eulenspiegel so schön zeigt:

Langsamer kann schneller sein!

Till Eulenspiegel ging eines Tages mit seinem Bündel an Habseligkeiten zu Fuß zur nächsten Stadt. Auf einmal hörte er, wie sich schnell Hufgeräusche näherten und eine Kutsche hielt neben ihm.

Der Kutscher hatte es sehr eilig und rief:“ Sag schnell – wie weit ist es bis zur nächsten Stadt?“

Till Eulenspiegel antwortete „Wenn Ihr langsam fahrt, dauert es wohl eine halbe Stunde. Fahrt Ihr schnell, so dauert es zwei Stunden mein Herr.“ „Du Narr!“ schimpfte der Kutscher. Er trieb die Pferde zu einem schnellen Galopp an und die Kutsche preschte davon!“

Till Eulenspiegel ging gemächlich seines Weges auf der Straße, die viele Schlglöcher hatte. Nach etwa einer Stunde, sah er nach einer Kurve eine Kutsche im Graben liegen. Die Vorderachse war gebrochen und es war just der Kutscher von vorhin, der sich nun fluchend daran machte, die Kutsche wieder zu reparieren.

Der Kutscher bedachte Till Eulenspiegel mit einem bösen und vorwurfsvollen Blick, worauf dieser nur meinte:“Ich sagte es doch: Wenn Ihr langsam fahrt, eine halbe Stunde…..“

Nimm dir bewusst Zeit für Langsamkeit!

Erlaube dir, langsam zu sein! Gönne dir Zeit für Dich. Nimm dir Zeit zum Lachen. Plane eine Pause für dich ein. Das ist immer gut und jetzt noch umso wichtiger! Sei achtsam mit dir. Dann erst kommt die Familie. Denn nur wenn es dir selbst gut geht, wenn du bei dir bist, hast du auch Zeit und Energie für deine Familie. Selbstfürsorge ist jetzt umso wichtiger!

Noch ein kleiner Tipp. Wenn dich das weihnachtliche Familientreffen nervt, dann sieh es als Spiel, da gibt es verschiedene zur Auswahl: Vielleicht ist es Affenalarm, Schweinescharte oder doch härter nämlich Risko oder einfach Mensch, ärgere dich nicht. Doch das ist eine andere Geschichte…..

lachende, vorweihnachtliche Grüße

Nina

Bild von Kerstin Riemer auf Pixabay.